Es war 1991 auf der Aero in Friedrichshafen - wo auch sonst ? Wolfgang Dallach, ein begnadeter Kunstflieger und Konstrukteur, stellte dem begeisterten Publikum den ersten Rohbau seines zweiten Serienflugzeuges vor: die D3 Sunwheel.
1992 erfolgte der Erstflug dieses kleinen, kultigen Doppeldeckers. Wolfgang Dallachs Motto “Was gut aussieht, fliegt auch gut” traf absolut zu: die Sunwheel ist nicht nur ein absoluter Hingucker bei Fach- und Sehleuten - sie bereitet ihrem Piloten auch jede Menge Spaß am Fliegen.
Gebaut wurden von diesem Flugzeugtyp rund 50 Stück - teils im Werk und teils in manchmal jahrelanger Arbeit von engagierten Amateuren. Motorisiert sind die meisten Sunwheels mit einem Rotax 912 mit 80PS, damals das Nonplusultra in der UL-Fliegerei. Heute sind dieser Motor und seine Nachfolger der Standard schlechthin.
Geflogen wird die Sunwheel, wie eigentlich alle Doppeldecker, vom hinteren Sitz aus. Das heißt: der Passagier sitzt vorne !
Flug buchen - mit der Sunwheel !
Unsere D-MIRE
Zufälle.
24. August 2019. Schmuel und ich waren auf dem Flugplatz Boll, unweit vom Bodensee, beim dortigen fly in. Angekommen waren wir schon am Vortag, natürlich mit der C22 D-MTFL. Wir waren morgens in Uetersen gestartet und abends, nach einigen Zwischenlandungen, in Boll angekommen. Eigentlich gilt diese Strecke für eine C22 als weit. Wir waren allerdings gerade ein paar Tage vorher von einer dreiwöchigen Tour quer durch Europa zurückgekommen, und hatten weder das ganze Gepäck aus dem Flugzeug geräumt, noch das Flugzeug überhaupt nur gewaschen. Kurz: es lief...
Es lief auch in Boll: ein liebevoll organisiertes fly in, von Fliegern für Flieger. Lauter nette Leute, selbstgebackener Kuchen, der Grill lief auch auf Hochtouren. Das alles bei herrlichstem Sommerwetter und bester Stimmung.
Sit-in unter dem Flügel der weit gereisten C22 D-MTFL. Mit Hut: Schmuel.
Und plötzlich, mitten am Tag, stand da ein schnuckeliger roter Doppeldecker geparkt, schräg gegenüber von unserer guten alten '22. Es war für Schmuel und mich die erste Sunwheel, die wir live bewundern durften. Was wir auch ausgiebig, und den Tag über immer wieder, taten. Der Besitzer fühlte sich scheinbar auf dem fly in genauso wohl wie wir - er war nie an seinem Flugzeug anzutreffen.
Eine der Parkreihen beim fly in in Boll. Mittendrin: die D-MIRE !
Als wir am späten Nachmittag etwas aus der '22 holen wollten, war er plötzlich da. Schon in Lederjacke, die Fliegerkappe aufgesetzt. Ich sprach ihn an, wir fachsimpelten kurz. Aber er hatte es eilig, musste los... ich überlegte kurz, ob man jemanden, der ein derart schönes und gut gepflegtes Flugzeug besitzt, wohl fragen kann, ob er verkaufen will... letztlich tat ich es - und er sagte: ja ! Wir tauschten Telefonnummern, er teilte noch mit dass er jetzt ein paar Wochen in Urlaub und erst danach erreichbar sein. Dann flog er ab.
D-MIRE am Himmel über dem fly in in Boll.
Es folgten ein paar Wochen des Wartens, Recherchierens, Überlegens...
Am 3. Oktober 2019 unterschrieben wir schließlich auf dem Flugplatz Donauwörth den Kaufvertrag. Es folgte einiges an Papierkram - und eine Geduldsprobe: mitten im Herbst braucht man Glück, um für einen Flug von Bayern nach Schleswig-Holstein das geeignete Wetterfester zu finden. Am 25. Oktober gelang es dann - ich konnte die Sunwheel bei fantastischem Wetter, knackiger Kälte und strammem Rückenwind mitten im Herbst an einem einzigen Tag von Donauwörth nach Uetersen überführen.
Seit sie in ihrer neuen Heimat steht, fliegt sie nun so viel wie nie zuvor. Wer an einem schönen Tag in Hamburg an Elbe oder Alster unterwegs ist, sollte gelegentllich nach oben schauen - die Chancen, dass die MIRE am Himmel zu sehen ist, stehen nicht schlecht.
Die Sunwheel über Hamburg, gleich neben dem Fernsehturm.
Übrigens... ¡ mire ! heißt auf Spanisch: schauen Sie her !